Meine Lesung im "Hoeneß-Knast"

Presseberichte über die Lesung:

20.11.14: "tz":
"Ein Abend im Hoeneß-Knast"
http://www.tz.de/sport/fc-bayern/abend-hoeness-knast-4464974.html

20.11.14: "Focus"- online:
"So lief der Vorleseabend im Hoeneß-Knast:"
http://www.focus.de/finanzen/jva-landsberg-so-lief-der-vorlese-abend-im-hoeness-knast_id_4289900.html


Mein Kommentar zu der Lesung:

Meine Lesung am 18.11.2014 in der JVA Landsberg hat nicht nur die Gefangenen, sondern auch mich sehr berührt. Die Erkenntnisse wurden bestätigt, die ich in meinem Buch "Hofgang im Handstand" beschreibe.

Wieder einmal wurde mir gezeigt, dass der durchschnittliche "Kriminelle" in Wirklichkeit in der Regel ein bemitleidenswerter, armer Hund ist, der nur durch unglückliche äußere Umstände gezwungen wurde, seine strafwürdige Tat zu begehen. Ein solcher Typ ist in einer virtuellen Welt von absurden Wünschen gefangen, die u.a. durch die ständigen Gaukeleien in den Medien erzeugt werden. Weil er sie sich mit "legalen" Mitteln nicht erfüllen kann, macht er "Krumme Dinger" und landet hinter Gittern. Dort geht das "Spiel" mit den Illusionen ungebremst weiter.

Man faselt von "Zielen", die man erreichen will, wenn man erst mal wieder "draußen" ist. Die Optimisten malen sich ihre Zukunft in rosigsten, die Pessimisten in schwärzesten Farben aus. Ohne im Hier und Jetzt zu sein und die Situation der Haft zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, flüchtet man sich in eine Welt der Phantastereien. Jeden Tag rüttelt man (virtuell) an den Gittern. Wie es auch die meisten Menschen in ihren Büros, in ihren Werkhallen bzw. Geschäftslokalen machen, die ihre Tätigkeit nur als Mittel zur Finanzierung ihrer Freizeitaktivitäten betrachten und ansonsten keinen Bezug zu ihr haben.

So denkt und lebt ein Großteil der Inhaftierten. Das sind diejenigen, die angespannt, bleich und nervös aussehen. Meine Kommunikation mit ihnen bewegte sich auf der rein rationalen Ebene, die ihre Ängste und ihr fehlendes Vertrauen in die Existenz offenbarte.

Die Anderen haben begriffen, dass sie die Haft als eine Riesenchance zum Überdenken und zur Reformierung ihrer Lebenskonstrukte benutzen können. Sie haben verstanden, dass sie vor dem Knast in einer Sackgasse des Lebens steckten und die Inhaftierung sie quasi daraus befreit hat. Sie denken nicht an die Zukunft. Ganz im Sinne des Orakels von Deplhi, über dessen Pforte stand: "Erkenne dich selbst", arbeiten sie an ihrer Selbsterkenntnis und verhalten sich wie in einem Ashram, einem fernöstlichen Meditationszentrum.

Dieses ständige intensive Arbeiten an sich selbst lässt eine eventuelle Angst vor einer ungewissen Zukunft sofort verschwinden. Es entsteht nämlich ein "Selbst-bewusstsein", d.h., man wird sich seines Selbst bewusst und erkennt, dass man alle Fähigkeiten besitzt, um jedes Problem zu meistern. Man versteht, dass es eine Gerechtigkeit in diesem Universum gibt, die einem nur die Probleme aufbürdet, die man auch lösen kann.
Konsequenz? Man bleibt in jeder kritischen Situation ruhig und gelassen, beobachtet genau, was geschieht, und fragt sich, was soll ich daraus lernen?

Diese Gefangenen haben das begriffen. Was "draußen" geschieht, interessiert sie nicht. Hic Rhodos, hic salta. Dadurch verschwindet die ständige Anspannung, in der die anderen leben, die gedanklich immer mit einem Bein in der illusionären Freiheit herumirren.

Sie wirkten gelöst, heiter und unbeschwert. Unsere Kommunikation fand auf der Herzebene statt und beschränkte sich auf ein Augenzwinkern. Worte bedurfte es nicht, wir verstanden uns ohne.
iGing - 30. Nov, 12:48

Großartig!
Wäre dies eine Ergänzung? (Mit einem Augenzwinkern:)
https://www.youtube.com/watch?v=jEc2PIryDEw

Uwe Woitzig - 30. Nov, 13:20

sure :-) vielen Dank für den Link.
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